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Leipziger-Buchmesse-2019 (3)

Jenseits der Leistungsgesellschaft – ein neues Narrativ?

In diesen Tagen wird viel geschrieben zu den gesellschaftlichen Umwälzungen, die uns ‚heimsuchen‘, den Unsicherheiten, die wir fühlen, der Schnelllebigkeit, der Gehetztheit der Politik, vom Zurückgelassensein breiter Schichten unserer Gesellschaften. Sie kennen die Begriffe: Brexit, gesellschaftliche Erosion (Rechtspopulismus), Wutbürger, Gelbwesten, Demokratiedefizit (Repräsentationsdefizit), Globalisierung, Handelskriege (?), Klimawandel.

Im SPIEGEL-ONLINE betrachtet Stefan Schultz (09.02.2019) die Zukunft unserer Gesellschaft jenseits ihrer Leistungsfokussierung. Dem möchte ich hier etwas nachgehen, gerade weil die Bezüge zu den oben genannten Schlagworten so frappant erscheinen.

Ist es denkbar, dass wir gesellschaftlich über das hinauswachsen, was wir doch so schön internalisiert haben: the winner takes it all, Leistung soll sich lohnen, wer nichts schafft in seinem Leben, der bekommt auch keine Anerkennung…? Oder könnte es sein, dass wir in naher Zukunft diese Begrifflichkeiten sowie ihren Wertekanon einer deutlichen Wandlung unterworfen sehen? Stefan Schultz führt dazu die Forschung von Jane Loevinger an, die sich über viele Jahre an der Washington University in St. Louis mit der Korrelation der Beziehungsentwicklung des Individuums zur Gesellschaft beschäftigt hat. Aufgrund ihrer praktischen Forschung konnte sie eine theoretische Grundlage schaffen, die es ermöglicht, die Entwicklungsschritte des Einzelnen in ein Muster zur Sozialentwicklung der Gesellschaft zu übertragen. Diese strukturellen Persönlichkeitsmerkmale des Ichs führen laut Loevinger zu Interaktionsmustern mit seiner Umwelt, die in letzter Konsequenz ein Gradmesser für den Reifegrad einer Gesellschaft darstellen. Über ihren ‚Washington University Sentence Completion Test‘, konnte sie zeigen, dass die persönliche Weiterentwicklung des Ichs in ein Stufenmodell des Persönlichkeitswachstums integrierbar ist (vgl. Wikipedia).

Bei diesem Test wurde das Denken, Fühlen und Handeln erfasst, bei dem sich zeigte, dass für die Entwicklungslinien des Einzelnen eine strukturelle Folge von Stufen zugrunde liegt, die sich später zunehmend ausdifferenzieren. Nach Loevinger sprechen wir über die Stufen E3 bis E10 (s.a. Ich-Entwicklung Wikipedia). Die Stufen sind nicht als feste kategoriale Einheit in der Weise zu verstehen, dass wir nur einer Stufe angehören, sondern eher in der Form, eine Schwerpunktstufe zu haben, die aber auch Elemente anderer Stufen enthalten kann. Kurz gesagt: E3 bis E5 beziehen sich stark auf gruppenbasierte Normwertsetzungen, deren konventionelle Befolgung uns zu integrativen Mitgliedern macht. Dieses Innen-Außen-Schema gibt Halt und Sicherheit. E6 bis E10 bringen dann vielfältige individuelle Ausdifferenzierungen (Selbstreflexion, Selbstkritik, Leben mit Widersprüchen, Aushalten von Unsicherheit bis hin zum Denken in Dimensionen – historisch, paradoxal, temporal – sowie der generellen Akzeptanz des Andersseins anderer Menschen).

Selbstbezogenheit und Selbstvergewisserung als Triebfedern der (Leistungs-)gesellschaft

Diese Entwicklung findet sich in ähnlicher Weise auch auf der Ebene unserer Gesellschaften. Hier beginnt mit der Überlegung Loevingers ihre Vorausweisung auf die Zukunft. Tendenziell arbeiten wir uns auf beiden Ebenen (individuell / gesellschaftlich) langsam Richtung E10. Stefan Schultz sieht die westlichen Gesellschaften dabei in einem Korridor von E5 bis E6: relativ selbstbestimmte, offene und demokratische Gesellschaftsentwürfe. Schultz zitiert Thomas Binder, Fachmann für Ich-Entwicklungs-Profil, mit dem Hinweis, die vielfach verlorengegangenen autoritären Wertemuster in Ehe, Familie und Beruf seien auf diesen Wandel zurückzuführen. Das legen die bislang dazu vorliegenden Arbeiten nahe. So hebt etwa die US-Forscherin Susanne Cook-Greuter (cf.: www.rolflutterbeck.de/files/0814sd2-CookGreuter.pdf) darauf ab, dass ab der Stufe 6 die sogenannten ‚Leistungsträger‘ im Fokus der gesellschaftlichen Entwicklung stehen. Sie gelten als erfolgreich, umtriebig und mit permanentem Antrieb ausgestattet. Ihre Selbstbezogenheit und Selbstvergewisserung sind die Triebfedern für kontinuierlich neue Projekte.

Von der Möglichkeit des Umdenkens

Sie könnten mithin als die Speerspitze der Gesellschaft gelten – lange war das sicher auch so. Laut Loevinger beginnen Menschen ab der Stufe E7 allerdings darüber zu reflektieren, dass wir in einer Welt der Vorläufigkeit leben: neben der Unmöglichkeit etwas festzuhalten – Wird‘ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn! (Faust) – müssen wir auch damit zurechtkommen, dass unsere individuelle Wahrnehmung verschieden ist, je nachdem welches Assoziationsmuster angesprochen wird. Die assoziative Bedeutung eines Schmetterlings mag variieren von der Lepidoktorologie über die Chaostheorie hin zur esoterisch-mystischen Vorstellung unserer Seele als Falter. An dieser Stelle ist unser Bild der Welt und von unseren Mitmenschen (unter Einschluss der Tiere und ihrer Seele!) noch pastellen. Leider (dazu kommen wir später noch) entgleitet uns das Heitere schnell ins Dunkel menschlicher Abgründe, wenn wir den Konstruktivismus für gesellschaftliche Entwicklungen heranziehen. Für den Moment bei der Heiterkeit geblieben: so können wir mit unseren erweiterten Fähigkeiten eben auch umdenken! Darin liegt aber auch der Keim des Widerstands: denn diese Menschen hinterfragen Normen, Regeln, Konventionen oft so radikal, dass es anderen Menschen Angst macht. Insbesondere dann, wenn es um die zugrundeliegenden Strukturen geht. E7 gilt als ‚postkonventionelle Stufe‘. Stefan Schultz fragt (durchaus etwas luzide):

Was würde passieren, wenn die Pluralisten und Individualisten (der Stufe E7) die Führung übernehmen?

Seine Antwort ist so visionär wie verstörend zugleich. Politisch: wird die Frage nach der Gerechtigkeit in der Teilhabe an der Gesellschaft (und ihren Segnungen) als Basiskriterium für eine freiheitliche Demokratie gestellt. Wirtschaftlich: rückt die Verteilungsgerechtigkeit in den Fokus. Wann sind alle gesellschaftlichen Gruppen wirtschaftlich gleichgestellt? Gesellschaftlich: das Ende der Nationalität als identitätsstiftendes Momentum. Der Begriff der ‚Leitkultur‘ würde abgelöst von Zielorientierungen, die teilhabe- und beteiligungsorientiert andere Wertekriterien setzten, die einen konkreten Rückbezug auf die individuelle Sinnfrage ermöglichten. Unser derzeit überschaubares (und starres) Belohnungssystem (Leistung für Geld) würde anderen, weicheren Kriterien Platz machen. Ein Beispiel: wie ‚entlohnt‘ man das Ehrenamt? Ganz gleich ob im Sport, der Jugendarbeit oder als Schöffe? Francis Fukuyama (wir werden an späterer Stelle nochmals auf ihn zurückkommen) schreibt zum immateriellen Kontext von Gesellschaft in seinem neuen Buch ‚Identität‘ – Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet –  (Hoffman&Campe, 2. A., 2019): „(…) so maßgeblich das materielle Eigeninteresse auch sein mag, Menschen werden zudem von anderen Dingen motiviert, durch welche sich die disparaten Ereignisse der Gegenwart vielleicht besser erklären lassen. Diese Entwicklungen können als Politik des Unmuts bezeichnet werden. In zahlreichen Fällen gelingt es politischen Führern, ihre Anhänger mit Hilfe der Vorstellung zu mobilisieren, dass die Würde der Gruppe beleidigt, herabgesetzt oder sonst wie missachtet worden sei. So erklingen Rufe danach, die Würde der betreffenden Gemeinschaft öffentlich anzuerkennen. Eine erniedrigte Gruppe, die ihre Würde wiederherstellen will, verfügt über weit mehr emotionales Gewicht als eine, die nur ihren wirtschaftlichen Vorteil verfolgt.“ (S. 23f.) Fukuyama bringt ein Beispiel: „Das ist der Grund, warum der russische Präsident Wladimir Putin den Zusammenbruch der Sowjetunion eine Tragödie nennt und warum er Europa und den Vereinigten Staaten vorwirft, die Verwundbarkeit Russlands in den neunziger Jahren ausgenutzt zu haben, um die NATO an seine Grenzen vorzuschieben.“ (S. 24) Die Antwort auf die oben gestellte Frage nach der Entlohnung eines Ehrenamts muss demnach lauten: die Anerkennung dieser Leistung muss im gesellschaftlichen Kontext höher gewichtet werden als ökonomischer Gewinn. Damit wäre der Grundstein gelegt für einen Wandel des Leistungs- und Arbeitsideals. Mehr Partizipation, mehr Pluralismus in Entscheidungsprozessen wäre die Folge. Für die Wirtschaft ein Alptraum: Reibungsverlust programmiert. Doch auch hierfür gibt es Lösungen: den Rückgriff auf die Fertigkeiten der heutigen arbeitsteiligen und strukturierten Arbeitsprozesse, um in überschaubarer Zeit zu einem praktikablen Ergebnis zu kommen.

Diskurs um postkonventionelle Werte

Derzeit erleben wir bereits erste Weichenstellungen in dieser Hinsicht: die Grünen beschicken ihre Agenda schon länger mit postkonventionellen Werten. Seit einigen Jahren geben sie einen ‚Jahreswohlstandsbericht‘ heraus, der sich andere Zielgrößen setzt, und damit von den herkömmlichen makroökonomischen Größen (Stichwort BIP, Inflationsindex, Abgabenquotient u.ä.) abweicht. Für das Berichtsjahr 2019 (https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/themen_az/wirtschaft/Jahreswohlstandsbericht_2019.pdf ) zeigt der Bericht auf, dass die Gleichung Wachstum gleich Wohlstand an ein systemisches Ende kommt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zitiert die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Kerstin Andreae, mit den Worten: „Unser Wohlstand ist illusionär.“ (FAZ v. 12.02.2019, S. 17) Denn viele Faktoren werden über die klassische Wohlstandsbeschreibung nicht erfasst: etwa der „ökologische Fußabdruck (der) immer riesiger wird, die Artenvielfalt massiv gefährdet.“ (Andreae aaO.) Klassisch bliebe aber auch die Nettoinvestitionsquote hinter den Zukunftserfordernissen zurück (s.o. den Link zum Bericht – Vorwort), der Verbrauch von Naturkapital, der Abbau von Ressourcen oder der Aufwand von Renaturierung oder Wiederverwertung bilden sich im BIP nicht ab.[1]

Die alte Debatte um die persönliche Selbstverwirklichung könnte so neuen Schwung bekommen. Allerdings nicht unter dem Aspekt des Auslebens ausschließlich individueller Bedürfnisse, sondern um jenen des gesellschaftlichen Nutzens. Beispiel: die Ausschöpfung individueller Kreativität kann zu neuen Geschäftsfeldern führen, wenn eine professionelle Begleitung erfolgt. Der Wunsch nach individueller Profilierung nimmt zu, die Branche des Coachings ist enorm gewachsen in den letzten Jahren. Die Stichworte Arbeit / Wirtschaft 4.0, Digitalisierung werden in der Praxis Umbrüche nachzeichnen, die „disruptives“ Arbeiten zur Regel werden lässt: das Wochenende ist einem neuen Arbeitsrhythmus gewichen, Arbeit findet in Coworking Spaces oder im Homeoffice statt, jeweils projekt- und anlassbezogen. Die Coworkingzeiten sind limitiert, die digitale Unterstützung ist hochprofessionell. Detlef Hollmann schreibt für die BertelsmannStiftung: „Ein ganz normaler Arbeitstag im Jahr 2025:   Samstagmorgen, 08.30 Uhr. Das derzeitige Lieblingslied von Mika Hennigs ertönt. Einen Augenblick lang braucht die 36-jährige Softwareingenieurin zur Orientierung, dann ruft sie: Noch zehn Minuten! Aus dem Off mahnt Mikas persönlicher Computer: Geht heute leider nicht. Du hast um 10.00 Uhr eine Besprechung!“[2] Hier wird in anderer Währung gezahlt: die Work-Life-Balance, bislang eher ein Modewort, ist nun hartes Zahlungsmittel. Durch die digitalen Hilfen können sich die Mitarbeiter schneller auf die inhaltlich wichtigen Prozesse konzentrieren, der Rest wird im Hintergrund digital abgearbeitet. Für ungewöhnliche Arbeitszeiten gibt es dann auch außergewöhnliche Entlohnung…

Erleben wir derzeit eine gesellschaftliche Regression?

Nehmen wir die innenpolitischen Entwicklungen in Deutschland 2019  in den Blick. Die AfD in allen 16 Landtagen, das hat weiland noch keine „rechtskonservative“ Partei seit 1945 geschafft! Man denke an die NPD oder die kläglichen Versuche der Republikaner usw. Doch heute ist die AfD Realität, erschreckende Realität. Unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Hat sich unsere Realität geändert? Ja, ganz klar. Beginnend mit der Jahrtausendwende können wir eine Zunahme an Komplexität sowie Kompliziertheit auch in kleinen Bereichen wahrnehmen, die Menschen werden permanent überfordert. Gleich ob Globalisierung, Finanzkrise, Klimawandel, der Vormarsch neuer Mächte (China), das Beerdigen des INF-Vertrages. Oder: Arbeit 4.0, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz (werde ich da aussortiert?).  Die Entwicklungen werden unüberschaubar und sie erfolgen mit einer Geschwindigkeit, die viele schwindlig macht. Bei diesen Menschen entsteht leicht das Gefühl zurückgelassen zu werden, hilflos der neuen Unübersichtlichkeit gegenüberzustehen, alte Gewissheiten verloren zu sehen. Woran sich noch halten? Daraus entsteht schnell ein Gefühl der existenziellen Bedrohung. Beispiel: das Verschwinden von Rollenbildern – etwa der Vater und Haushaltsvorstand der 50er. Weg. Die Frau als Heimchen, die bis in die Siebziger ihren Mann um Erlaubnis bitten musste, arbeiten gehen zu dürfen. Weg. Stattdessen: Gerechtigkeits- und Genderdebatten, Diversität. – Aktuelle Jobanzeigen werden inzwischen mit m/w/d gekennzeichnet. Das bringt Menschen um ihr Selbstverständnis, die klassische (autoritäre) Klischees bevorzugen. Gerade diese werden gerne über die politische Rechte angeboten.

Insoweit können die genannten Entwicklungen Gesellschaften einerseits voranbringen oder auch tiefer spalten, je nachdem ob der Optimismus und die eigene Veränderungsbereitschaft oder Pessimismus und Angst die Menschen beherrschen. Dazu zählt auch die Wahrnehmung internationaler Phänomene: der Londoner Bürgermeister ist dunkelhäutiger Muslim, der kanadische Premier Trudot erklärter Feminist, der Präsident Frankreichs posiert mit schwarzen Drag Queens. Dazu #metoo, #blacklivesmatter oder auch Colin Kapernick, ein berühmter afroamerikanischer Footballspieler aus der NFL, der keinen Vertrag mehr bekommt, weil die politische Rechte in den USA ihn aufgrund seines Bürgerrechtsengagements diskreditiert: Präsident Trump hatte ihn gescholten, weil Kapernick bei der Nationalhymne mit einem Knie auf dem Rasen ruhte. Ein Sakrileg. In allen Ländern, die mit starken rechten Parteien leben müssen, reagieren die Wähler dieser Politiken auf den rasanten Wandel, der vor nichts und niemand Halt zu machen scheint. Damit ist ein Grundproblem des Menschen berührt: nichts ist schwieriger, als den richtigen Platz im Leben zu finden. Doch was, wenn man diese hart erarbeitete Position zu verlieren droht? Besonders über Kräfte, die man selbst nicht beeinflussen kann? Dann sucht man nach dem Strohhalm im sich (vermeintlich) aufbäumenden Meer… und wählt den starken Mann mit den simplen Antworten, der einem Ruhe und Gewissheit einredet.

Wie sollte Politik dem begegnen? Drei Anregungen dazu:

  1. Die Menschen mitnehmen. – Jeder Wahlkreisabgeordneter hat Bezug zur Basis. Macron hat auch deshalb gewonnen, weil er mit seiner Bewegung LREM ganz unten, gerade auch in der Provinz vor Ort war, seine Leute ansprechbar waren, die Sorgen, Nöte und Probleme dieser Menschen ernstgenommen haben.
  2. Den Versuch wagen, Politik zu entschleunigen. Verständlicher (weniger komplex) zu vermitteln (manchmal schwierig), aber immer auch Bezüge herstellen, die Gründe für das eigene Handeln erkennen lassen.
  3. Solidarität vorleben. Nicht das Zerfleischen, das Zerreden, sondern auch das Lob an den politischen Wettbewerber nicht vergessen. Klare Kante, aber versöhnlich, höflich und respektvoll im Umgang miteinander. – Das macht einen positiven Unterschied zur neuen Rechten aus, die darauf setzt die Sprache sowie das Verhalten gegeneinander allgemein zu vergiften. Darüber hinaus kann auch nicht schaden, daran zu erinnern, dass ein gutes Vorbild den Menschen Orientierung gibt. Leider ist davon derzeit kaum etwas zu sehen, selbst die Kirchen bieten (nicht mehr) diesen Raum der Sicherheit.

Ein (noch nicht) abschließendes Wort: wir müssen in der Gesellschaft wieder Vertrauen, Hilfsbereitschaft, Freude am Miteinander, gelebte Solidarität herstellen. Weg vom „the winner takes it all“ hin zur Freude am Erfolg des anderen. Dann könnte die Politik auch den Weg Loevingers hin zu E7 und höher beschreiten, weil sie weiß, dass sie ihr Haus gut bestellt hat und ihr die Leute folgen werden – Schritt für Schritt.

Nun zum Abschluss: noch einmal kurz zurück zu Francis Fukuyama. Er schreibt im o.g. Buch „Identität – Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet“: „Übrigens erwähnte ich Donald Trump in ‚Das Ende der Geschichte‘ (eines seiner anderen Bücher, der Verf.) als Beispiel eines unglaublich ehrgeizigen Individuums, dessen Wunsch nach Anerkennung erfolgreich in eine Geschäftskarriere (und später ins Showbusiness) umgelenkt worden ist. Damals hätte ich kaum ahnen können, dass er 25 Jahre später nicht mit seinem unternehmerischen Erfolg und seiner Prominenz zufrieden sein, sondern in die Politik gehen würde. Aber das steht keineswegs im Widerspruch zu meinen allgemeineren Ausführungen über potenzielle Gefahren für die liberale Demokratie und über das zentrale Problem des Thymos in einer liberalen Gesellschaft. Solche Gestalten – Cäsar, Hitler oder Perón – hatten ihre Gesellschaften in der Vergangenheit auf einem katastrophalen Pfad in den Krieg oder in den wirtschaftlichen Verfall geführt. Um sich selbst voranzubringen, machten sie sich den Unmut gewöhnlicher Menschen zunutze, die der Ansicht waren, dass ihre Nation oder Religion oder Lebensweise nicht respektiert werde.“ (S. 15f.)

Schauen Sie meine Rezension dazu unter Bücher & Co.

IML März 2019


[1] (Angemerkt: verbrauchte die Menschheit rechnerisch im Jahr 2012 bereits 1,2 Erden [https://www.focus.de/wissen/natur/raubbau-an-der-natur-wwf-menschheit-braeuchte-1-5-erden_aid_752824.html] waren es in 2017 bereits 1,7 Erden. [https://www.weltagrarbericht.de/aktuelles/nachrichten/news/de/32692.html]. Wir nähern uns also mit großen Schritten dem doppelten Verbrauch der Erde… eigentlich ein Aspekt, der jede literarische Dystopie rechtfertigt…)

[2] (www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/wirtschaft/wirtschaft/arbeitsmarkt/arbeitsmarkt/ein-ganz-normaler-arbeitstag-im-jahr-2025/ )